Was ist Fairer Handel?

Der Faire Handel will eine Alternative sein zu den oft ungerechten Arbeits- und Handels­bedingungen, die den Welthandel bestimmen und von denen vor allem die Industrie­nationen profitieren, während die Menschen in den Ländern des Globalen Südens (den „Entwick­lungsländern“) massiv unter diesen Bedingungen zu leiden haben.

 

Der Faire Handel strebt nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel, indem er eine Handelspartnerschaft praktiziert, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht. Nicht nur durch bessere Handelsbeziehungen, sondern auch durch die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzenten (meist Kleinbauern und kleine Handwerker) und Arbeiter vor allem in den Ländern des Südens wird ein wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in diesen Ländern geleistet.


Hier die wichtigsten Prinzipien des Fairen Handels:

Faire Bezahlung der Produzenten (in der Regel Kleinbauern und Handwerker, die in Kooperativen zusammengeschlossen sind); wo es nötig ist, werden Mindestpreise fest­gelegt, die immer gezahlt werden, wenn der Weltmarktpreis unter dieser Grenze liegt; außerdem gibt es einen Zuschlag zur Förderung von Ausbildung und Gesundheits­versorgung sowie für BIO-Anbau bei Lebensmitteln; in den Kooperativen gelten demokra­tische Entscheidungsstrukturen und Mitbestimmung; menschenwürdige Arbeitsbedin­gungen, z.B. Verbot von Kinderarbeit, Vermeidung von Gesundheitsgefährdungen durch den Arbeitsprozess; umweltverträgliche Anbau- und Produktionsmethoden; Förderung von schulischer und medizinischer Versorgung in den Kooperativen; Aus- und Fortbildung u.a. in Qualitätssicherung und im BIO-Anbau (bei Lebensmitteln);

  • Verlässliche langfristige Handelsbeziehungen, die die Voraussetzung für sinnvolle Planung und Investitionen sind;
  • Vorfinanzierung der Produktion;
  • Non-for-profit-Charakter der Beteiligten durch die ganze Handelskette hindurch: Die Kosten werden gedeckt, Überschüsse gehen in die Arbeit und/oder die Förderung von Entwicklungsprojekten u.ä.

 

Die 10 Grundsätze des Fairen Handels
Die World Fair Trade Organization hat die zehn Grundsätze des Fairen Handels in folgendem Schaubild zusammengefasst:

 

RegelnFairerHandel


Weitere Informationen


 

Die Internationale Charta des Fairen Handels
Eine ausführlichere Darstellung des Fairen Handels findet sich in der Internationalen Charta vom Fairen Handel, die aktuell am 25. September 2018 neu formuliert worden ist, und die in Deutsch unter dem folgenden Link als PDF zur Verfügung steht:

PDF Int. Charta Fairer Handel 2018

 

Fairer Handel wird durch das sogenannte „Fair-Trade-Siegel” dokumentiert, welches durch die Dachorganisation „Fairtrade Labelling Organizations International” (FLO) vergeben wird. Die deutsche Sektion der FLO nennt sich „TransFair”, ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Köln und tritt im Internet unter http://www.fairtrade-deutschland.de auf.

 

Der Verein „TransFair” hat den renommierten „Oswald von Nell-Breuning Preis” für das Jahr 2013 erhalten. Diesen Preis vergibt die Stadt Trier alle zwei Jahre. Auf der o.g. Homepage von „TransFair” hieß es: »Damit ehrt die Jury das Bestreben unseres Vereins nach Gerechtigkeit, Solidarität und Subsidiarität.«

 

Fairtrade-Städte

Um die Prinzipien des Fairen Handels bekannter zu machen und im Bewusstsein der Bevölkerung und ihrer verschiedenen Gruppen zu verankern, gibt es seit 2001 (in Deutschland seit 2009) die Initiative, dass Gemeinden sich als "Fairtrade-Town" zerti­fizieren lassen können.

Dazu müssen folgende Kriterien erfüllt werden:

  1. Es liegt ein Beschluss der Kommune/des Kreistages vor, dass bei allen Sitzungen der Ausschüsse und des Rates sowie im Bürgermeister-, bzw. Landratsbüro FairTrade-Kaffee sowie ein weiteres Produkt aus Fairem Handel verwendet werden. Es wird die Entschei­dung getroffen, als Stadt (bzw. Gemeinde/Landkreis) den Titel „Fairtrade-Stadt“ (bzw. Gemeinde/Landkreis) anzustreben.
  2. Es wird eine lokale Steuerungsgruppe gebildet, die auf dem Weg zur „Fairtrade-Stadt“ (bzw. Gemeinde/Landkreis) die Aktivitäten vor Ort koordiniert.
  3. In den lokalen Einzelhandelsgeschäften werden gesiegelte Produkte aus Fairem Handel angeboten und in Cafés und Restaurants werden FairTrade-Produkte ausge­schenkt.
  4. In öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen werden FairTrade-Produkte verwendet und es werden dort Bildungsaktivitäten zum Thema „Fairer Handel“ durchgeführt.
  5. Die örtlichen Medien berichten über alle Aktivitäten auf dem Weg zur „Fairtrade-Stadt“ (bzw. Gemeinde/Landkreis).

 

Für die Kriterien 3 und 4 sind in Abhängigkeit der Einwohnerzahl von Stadt/Gemeinde/­Kreis entsprechend viele Geschäfte/Cafés/Restaurants bzw. Schulen/Vereine/Kirchen­gemeinden festgelegt.

 

Nachdem die Bewerbung eingereicht, alle Kriterien erfüllt und deren Einhaltung durch den Verein FairTrade e.V. geprüft sind, wird der Titel "Fairtrade-Stadt" für zunächst zwei Jahre verliehen und danach regelmäßig überprüft, ob die Kriterien noch eingehalten werden.

 

Gegenwärtig (Mitte 2021) gibt es in Deutschland über 750 Fairtrade-Städte, wobei die Fairtrade-Organisation es gar nicht so genau nimmt: sie zählt dabei Städte, Landkreise, Gemeinden – und sogar eine ganze Insel – einfach zusammen.

 

Die Stadt und auch der Kreis Neuwied gehören beide (!) seit Februar 2018 dazu. Aus unserer Umgebung sind ebenfalls dabei: Andernach, Bad Honnef, Bonn, Lahnstein, Linz,  Mayen, der Landkreis Mayen-Koblenz, Sinzig und Unkel.

 

 

Fairtrade-Schulen, -Universitäten und so weiter ...

Die Fairtrade-Öffentlichkeitsarbeit dehnt das „Mitmachen“ über Städte und Gemeinden hinaus weiter aus: Ganz erfolgreich ist man in Schulen – sogar einige Hochschulen, also Universitäten sind dabei. Mitte 2021 meldet die Organisation stolz mehr als 780 Fairtrade-Schulen und bereits 34 Fairtrade-Universitäten in Deutschland.

 

 

 

Das Fair-Trade-Siegel

ist zwar ein werbewirksames Logo für Lebensmittel aus dem Fairen Handel; es garantiert aber nur den Einkauf zu fairen Bedingungen bei den Produzenten (und das z.T. noch zu ermäßigten Mindestpreisen), nicht aber die Einhaltung aller sonstigen Kriterien, die z.B. beim Verband der Weltläden und anderen entsprechenden Organisationen gelten.

Deshalb ist die Verwendung dieses Siegels im Fairen Handel umstritten.


 

Andere Fair-Handels-Logos

Es gibt auch andere Zeichen für den Fairen Handel. In der Zeitung DIE ZEIT fanden wir eine Übersicht dazu:

 

 

 

Links zu Folgeseiten:

Fair-Trade Neuwied

Faire Woche